Nachhaltige Materialien
Der nachhaltigere Umgang mit Mode beginnt damit, die Sachen, die wir bereits haben, auch zu tragen. Denn das nachhaltigste Kleidungsstück ist das in unserem Schrank. Bevor wir ein neues Teil kaufen, sollten wir auf das Etikett achten. Material und Erzeugungsort geben schon Aufschluss wie die Herstellung des einzelnen Stücks die Umwelt belastet hat beziehungsweise was am Ende damit passiert. Aber welche Materialien haben einen starken Einfluss auf die Umwelt und welche Alternativen gibt es?
Polyester
Die meist verwendete Faser in der Fast Fashion ist Polyester: Es ist billig und einfach zu produzieren, aber nicht biologisch abbaubar und verursacht beim Verbrennen wieder CO2. Bei der Schnelllebigkeit der Mode kann ein Kleidungsstück innerhalb eines Jahres von der Produktion auf dem Müllberg landen. Gleich danach kommen Baumwolle und Viskose. Sie klingen zwar umweltfreundlich, sind aber in ihrem Herstellungsprozess echte Umweltverschmutzer.
Viskose
Viskose wurde Ende des 19.Jahrhunderts als günstiger Ersatz für Seide entwickelt, damals als Kunstseide bekannt. Es basiert auf dem nachwachsenden Rohstoff Zellulose, das aus Holz gewonnen wird und zählt zu den halbsynthetischen Stoffen. Für den Herstellungsprozess sind hochgiftige Chemikalien wie Schwefelkohlenstoff und Schwefelwasserstoff notwendig, die für die Umwelt eine hohe Belastung darstellen. Um die große Nachfrage an Viskose zu decken, werden für die Produktion jährlich rund 150 Millionen Bäume aus nicht nachhaltiger Forstwirtschaft gefällt. Es findet demnach keine Wiederaufforstung statt.
Baumwolle
Baumwolle ist zwar eine natürliche Faser, der Einsatz von Pestiziden und Insektiziden, die Färbung der Fasern mit Chemikalien und die langen Transportwege lassen auch Baumwolle wenig nachhaltig aussehen. Ein T-Shirt aus Baumwolle mit einem Eigengewicht von 220 Gramm verbraucht beispielsweise laut einer Studie des Otto Versandhandels vom Baumwollanbau über Produktion, Versand und Tragedauer bis zur Entsorgung elf Kilogramm CO2. Es ist biologisch abbaubar, zurück bleiben allerdings die Giftstoffe, mit denen die Pflanze behandelt wurde. Bei GOTS (Global Organic Textile Standard) zertifizierter Baumwolle wird zwar vollständig auf Genmanipulation verzichtet, allerdings bei weiterhin hohem Wasserverbrauch. Durch das GOTS Gütesiegel kann man als Käufer aber sicher sein, dass die Baumwolle vom Anbau über die Ernte bis zum Spinnen, Färben und Nähen strenge Kriterien erfüllen muss, die Mensch und Umwelt schützen.
Lyocell und TencelTM
Eine alternative Faser zu Baumwolle und Viskose ist Lyocell. Der österreichische Innovationsträger Lenzing AG produziert diese Faser unter dem Handelsnamen TencelTM in Österreich. Grundlage für TencelTM ist Cellulose, die aus Mischholz (Buche, Eukalyptus) von FSC (Forest Stewardship Council) und PEFC (Program for the Endorsement of the Forest Certification) zertifizierter Landwirtschaft gewonnen wird. Das FSC und PEFC Gütesiegel garantieren, dass es sich dabei um zertifiziertes Holz aus nachhaltiger und fairer Wirtschaft handelt. Der gewonnene Zellstoff wird zerkleinert und in einem nicht toxischen Bad mit Wasser aufgelöst. Das verwendete Lösungsmittel wird bei der weiteren Verarbeitung zu 90 Prozent rückgewonnen und wiederverwendet. Der Herstellungsprozess von TencelTM gilt im Gegensatz zu Viskose als besonders umwelt- und ressourcen-schonend, da nahezu alle Abfallprodukte wiederverwertet werden können.
Je nach Schnittlänge der Fasern wird es sowohl für jeansähnliche Stoffe, Kleider- und Blusenstoffe als auch für Vliesstoffe in der Kosmetikbranche verwendet. TencelTM ist in einem geschlossenen Kreislauf vollständig biologisch abbaubar. Brands wie Esprit, Guess oder Levi’s verwenden TencelTM und weisen dies auch extra an ihren Kleidungsstücken aus.
Der HIGG Index
In diesem Material Dschungel ist es schwer den Überblick zu bewahren. Hier kann man auf den HIGG Index zurückgreifen. Das ist eine international anerkannte Skala, die den Einfluss eines Materials auf Umwelt und Mensch misst. Es werden Daten entlang der Produktionskette über Arbeitsbedingungen und Umweltschädlichkeit gesammelt und bewertet. LenzingTM Lyocell (Tencel) hat hier zB einen MSI (Material Sustainability Index) von 9,5, konventionelle Baumwolle einen MSI von 60. Der Einfluss auf die Umwelt von Baumwolle ist also sechsmal höher als der von TencelTM.